Magna Charta

Magna Charta
Magna Carta Libertatum

* * *

Mạ|g|na Chạr|ta , die; - - [mlat. Magna C(h)arta (libertatum) = Große Urkunde (der Freiheiten)]:
englisches [Grund]gesetz von 1215, in dem der König dem Adel grundlegende Freiheitsrechte garantieren musste.

* * *

I
Magna Charta
 
In England stieß die rücksichtslose Fiskalpolitik des Königs Johann Ohneland, verbunden mit schweren außenpolitischen Misserfolgen, auf zunehmende Erbitterung bei zahlreichen geistlichen und weltlichen Magnaten des Landes, die sich zu einer bewaffneten Widerstandsbewegung formierten, mit dem Ziel, den König zur Aufgabe der Willkürherrschaft und zur Wiederherstellung der feudalen Rechtsordnung zu zwingen.
 
Unterstützt von der Londoner Bürgerschaft gelang es den Magnaten, dem König am 15. Juni 1215 weit reichende Zugeständnisse abzuringen, die in der Form eines königlichen Privilegs, der berühmten Magna Charta (»Magna Charta libertatum«, »große Urkunde der Freiheiten«), verbrieft wurden. Die meisten der 63 Artikel betreffen das Lehnsrecht und richten sich gegen den Missbrauch bei der Einforderung der Lehnspflichten. Andere Artikel, wie z. B. die Bestätigung der Rechte der Londoner Bürger, der Kaufleute und der freien Bauern oder die Garantie eines allgemeinen Rechtsschutzes aller Freien, gehen jedoch weit über das lehnsrechtliche Verhältnis zwischen dem König und seinen Kronvasallen hinaus und lassen erkennen, dass die Magnaten auch die Forderungen anderer Bevölkerungskreise aufgriffen.
 
Obwohl König Johann kurze Zeit später die erteilten Zugeständnisse widerrief und der Papst als oberster Lehnsherr des englischen Königs die Urkunde für nichtig erklärte, wurde die Magna Charta dennoch, wenn auch in einer stark modifizierten Form, erstmals 1216, dann wieder mit Änderungen 1217 und 1225 von der Krone bestätigt. Zunächst gedacht als ein feudaler Herrschaftsvertrag zum Schutz gegen konkrete Auswüchse königlicher Herrschaftsgewalt, wurde die Urkunde im Laufe der Zeit allmählich als fundamentales Dokument des europäischen Verfassungsrechts gedeutet; erstmals gab es einen zwar begrenzten, doch rechtlich geregelten Ausgleich zwischen Königtum und Aristokratie.
 
II
Mạgna Chạrta
 
[-k-] die, - -, Mạgna Cạrta, Magna Charta Libertatum [lateinisch »große Urkunde der Freiheiten«], englisch Great Charter ['greɪt 'tʃɑːtə], das wichtigste englische Grundgesetz. Die Magna Charta wurde am 15. 6. 1215 König Johann I. ohne Land von Adel und Geistlichkeit abgerungen. Vom König zunächst auf der Wiese von Runnymede (bei Staines, Surrey) anerkannt, in der Folgezeit jedoch widerrufen und von Papst Innozenz III. für nichtig erklärt, wurde sie in modifizierter Form 1216 und mit weiteren Änderungen 1217 vom Regentschaftsrat für den minderjährigen König Heinrich III. bestätigt und erhielt 1225 ihre endgültige Fassung. Die meisten der 63 Artikel betrafen das Lehnsrecht und wandten sich dabei v. a. gegen die maßlose Fiskalisierung der Lehnspflichten (Schildgeld, Lehnsvormundschaft). Andere Bestimmungen erstreckten sich jedoch auch auf Bereiche, die nicht im unmittelbaren Interesse der Barone lagen (Bauernschutz, Bestimmungen zugunsten der Kaufleute, Rechtsschutzgarantie für Freie), und lassen so das Bestreben erkennen, die Widerstandsbewegung gegen die Krone auf eine möglichst breite Grundlage zu stellen.
 
Zur Sicherung dieser Zugeständnisse war in der Magna Charta ursprünglich sogar ein Fehderecht vorgesehen, das ein Ausschuss von 25 gewählten Baronen unter bestimmten Umständen gegen die Krone wahrnehmen konnte. Dieses staatlich institutionalisierte Widerstandsrecht wurde jedoch in die späteren Fassungen nicht übernommen. Zunächst als ein Vertrag zur Beschränkung königlicher Willkür und zur Wiederherstellung der feudalen Rechtsordnung gedacht, wurde die Magna Charta im Lauf der Zeit zum fundamentalen Grundgesetz des englischen Verfassungsrechts aufgewertet.
 
 
J. C. Holt: Magna Carta (Cambridge 1965, Nachdr. ebd. 1976);
 
Engl. Verfassungsgeschichte. MA., bearb. v. K. Kluxen (1987).
 

* * *

Mạ|gna Chạr|ta, die; - - [mlat. Magna C(h)arta (libertatum) = Große Urkunde (der Freiheiten)]: englisches [Grund]gesetz von 1215, in dem der König dem Adel grundlegende Freiheitsrechte garantieren musste: Ü ... haben sich als Bruderschaft der deutschen Freimaurer zusammengeschlossen und sich in einer „Magna Charta“ das Grundgesetz gegeben (FAZ 114, 1958, 5).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Magna charta — Magna charta, 1) (Great Charter), das englische Staatsgrundgesetz, welches dem König Johann ohne Land von seinen empörten Unterthanen 1215 abgedrungen worden war. Bereits Heinrich I. hatte, um sich auf seinem eben bestiegenen Throne gegen die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Magna Charta — (lat., engl. the Great Charter, »die große Charte« oder »der große Freiheitsbrief«), in England das Staatsgrundgesetz, das 1215 Adel und Geistlichkeit dem König Johann ohne Land abnötigten und dadurch den Grund zu der englischen Verfassung und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • MAGNA Charta — augustissimum Anglicanarum libertatum diploma et sacra an chora, condita annô 9 Henrici III. et confirmata denuo annis 25. et 28. Eduardi I. Prima est inter Regni constitutiones, et Erythrea id est sanguinea, Spelmanno, quod multo maiorum cruore… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Magna Charta — ([b]puni naslov Magna Charta Libertatum[/b]) (izg. mȁgna kȁrta libertátum) DEFINICIJA isprava o feudalnim povlasticama što ju je engleski kralj Ivan Bez Zemlje potpisao 1215, od 17. st. pristaše parlamentarizma smatraju je temeljem engleskog… …   Hrvatski jezični portal

  • Magna Charta — Magna Carta Mag na Car ta, Magna Charta Mag na Char ta [L., great charter.] 1. The great Charter, so called, obtained by the English barons from King John, A. D. 1215. This name is also given to the charter granted to the people of England in the …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Magna Charta — (lat.; engl. the Great Charter, d. i. der große Freibrief), das dem König Johann ohne Land 15. Juni 1215 von Adel und Geistlichkeit abgenötigte Staatsgrundgesetz Englands, das die Feudalverhältnisse ordnete, den Klerus von der weltlichen… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Magna charta — (the great charter), heißt der Freiheitsbrief, der 1215 dem engl. Könige Johann I. durch einen Aufstand des Adels und Volks abgenöthigt wurde. Derselbe bestätigt zunächst die Rechte des Adels, der Geistlichkeit und die Privilegien der Städte,… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Magna Charta — er betegnelsen for det store frihedsbrev , Englands første grundlov, 1215 …   Danske encyklopædi

  • Magna Charta — Kopie der Magna Charta von 1215 Die meist nur kurz als Magna Carta (auch: Magna Charta[1]) bezeichnete Magna Carta Libertatum – auf Deutsch etwa: großer Freibrief – ist eine von Johann Ohneland zu Runnymede in England am 15. Juni 1215… …   Deutsch Wikipedia

  • Magna Charta — ◆ Mạ|gna Char|ta 〈[ kạrta] f.; Gen.: ; Pl.: unz.〉 engl. Grundgesetz von 121, das dem Adel bes. Rechte zubilligte [Etym.: mlat.]   ◆ Die Buchstabenfolge ma|gn… kann auch mag|n… getrennt werden.   Magna Charta / magna cum laude: (Groß und… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”